Villa  Karl Marx / Virsen Deutschland 2011

Die ehemalige Villa des Lederfabrikanten Karl Marx wurde 1921 nach Plänen des bekannten Mönchengladbacher Architekten Robert Neuhaus erbaut. 1950 wurde das Anwesen von seinen damaligen Besitzern, den Geschwistern Rath, an das Bistum Aachen veräußert, jedoch erst 1957 von Besatzungseinrichtungen geräumt und anschließend zum Exerzitienhaus des Bistums Aachen ("Remigiushaus") umgenutzt und erweitert.

 

Ignatius von Loyola`s geistliche Übungen sind der Gründungstext des Jesuiten Orden. Ignatius, der sich nach ruhmreicher Kriegskunst als Ritter eine schwere Kriegsverletzung zuzog, wendete sich dem Lesen von Ritterromanen zu und fand in den Texten „die Leiden Jesu“ sein religiöses Erweckungserlebnis. Keine andere Waffe wird mehr Seelen für die katholische Kirche retten. Er sieht sich als die gewaltigste Waffe der katholischen Kirche und stellt diese unter die Dienste des Papstes, dem er direkt untergeordnet ist. In dem Jesuitenorden entwickelt Ignatius besondere strategisch-pragmatische Techniken, um die Seelen durch die Taufe vor dem Höllenfeuer zu retten, insbesondere gelingt es ihm nach China und nach Japan vorzudringen, was vor ihm keinem anderen Orden gelang. Er bedient sich dazu, daß seine Ordensmitglieder die Kultur und die Sprache der zu erobernden Objekte erlernen. Hierzu bieten sie dem Chinesischen Kaiser ihre ausgeprägten geografischen Wissenschaften an. Sie halfen dem Kaiser eine genaue Kartografie seines Reiches zu erstellen. Den Jesuitenorden zeichnet ein besonderes Interesse für die Entwicklung und Förderung von wissenschaftlichen Arbeiten aus. Auf sie geht die Gründung der heutigen Gymnasien und der Kaderschmieden einer ganzen Heerschar von brillanten Wissenschaftlern bis in unsere Zeiten zurück. Das Herz des Jesuitenordens bilden die Exerzitien. Diese sind Anleitungen in geistigem Rückzug, um die Leiden Jesu in praktischen Übungen nachzuvollziehen. Ignatius selbst praktizierte brutale Buße Übungen. Er spricht von speziellen Techniken mit dem Seil, um den Körper so der Buße zu unterwerfen, ohne daß er daran den Lebenshauch verliert. Die Exerzitien Übungen unserer Zeit sind inzwischen modern. Die Gegenwartsbezogenheit geht auf den Pragmatismus des Ignatius zurück, in dem er im Ordensmanifest ausführlich die Weiterentwicklung und Anpassung an die Gegenwart fest schreibt. Die goldene Zeit der Jesuiten reicht vom 14.-16. Jhr.

Ignatius von Loyola, Geistliche Übungen

1922 in Regensburs G.J. Mainz Buchdruck

Seele Christi, heilige mich.

 

Leib Christi, erlöse mich.

Blut Christi, tränke mich.

 

Wasser der Seite Christi,

             wasche mich.

Leiden Christi, stärke

                      mich.

O gütiger Jesus, erhöre

                     mich.

In deine Wunden ver-

              berge mich.

Vor dem bösen Feind

        beschütze mich.

In meiner Todesstunde

              rufe mich.

Und laß zu dir dann

          kommen mich,

Damit mit deinen Heili-

              gen dich

ich lobe möge ewiglich.

                 Amen.



Die Ebstorfer Weltkarte war eine mittelalterliche Weltkarte von ca. 3,57m Durchmesser auf 30 zusammengenähten Pergamentblättern mit Jerusalem als Mittelpunkt. Mit mehr als 2.300 Text- und Bildeinträgen war sie nach derzeitigem Kenntnisstand die größte und umfangreichste mappa mundi (Weltkarte) aus dem Mittelalter. Sie verbrannte 1943, erhalten sind Reproduktionen, die das Original jedoch nicht vollständig wiedergeben können. In ihr ist der geografische Ort des Paradieses eingezeichnet direkt rechts neben Jesu Haupt. Die Hölle liegt über der rechten Hand Jesu, direkt neben dem Monstervolk (Alexander Sage) „Gog und Magog“. Sie vermittelt eine Vorstellung wie im 13. Jhr die geografisch theologische Weltwahrnehmung war. So lag im Zentrum Jerusalem und alles Geografische war aus Leib Jesu entsprungen. In der nach Osten ausgerichteten Karte sieht man den Kopf im Westen, im Osten die Füße, im Norden die linke Hand und die rechte Hand im Süden. In meiner Arbeit für den Garten des Ignatius des Exerzitien zentrums habe ich einen Weltentwurf des 13. Jhr. mit geographischen Zuordnungen, die ich aus der Ebersdorfer Weltkarte entnommen habe, rekonstruiert. Aus den Schriften des Ignatius und der gegenwärtigen Nutzung des Gebäudes habe ich einen Entwurf des Paradieses oder Ordnungen  on Bedeutungen von Weltvorstellungen begründet, um mich mit der unbewusst geprägten Kultur des vom religiösen Kapital geprägten Ordnungssystems auseinanderzusetzen. Ich fand dafür ideale Bedingungen, einen industriellen Gerber, der Karl Marx heißt und eine Villa aus einer ökonomisch prächtigen Zeit, die nun einem industriellen Verfall und Armut ausgesetzt ist. Ich fand beinahe eine Abbildung von Konzeptionen von Weltordnung die in den Grundmodellen der modernen ökonomischen Marktmechanismen festgeschrieben scheint. So habe ich einen paradies artigen Garten vorgefunden, eingezäunt von religiösen Mauern, belebt von Füchsen, Fasanen und anderen Vögeln. Außerhalb der Mauer ist das Gelände in der gegenwärtigen prekären wirtschaftlichen Situation umrankt von Sozialbauten. Ich habe mit kleinen Eingriffen die Deutungs ebenen des Ortes befragt, die Äpfel der Bäume geschwärzt, im Zentrum des Gartens eine großen Kreis um eine Nusshecke als Mitte des Universums definiert, “Jerusalem“ nach christlicher Weltleseart. Ich fand metapher artig die Grundfunktionen der Erschaffung von „Mehrwert“.

 

 

 

Die Ebstorfer Weltkarte

1212

„Vertreibung aus dem

Paradies“, Giovanni di Paolo (1445)

Aschura / Selbstgeißelun gen während der schiitischen Passionsfeiern / Iran

The Garden of

take me home